Paula war kein Wunderkind. Keiner sagte ihr, sie solle Malerin werden. Eine Frau werde nicht Malerin. Einzig beim Kindermachen sei das weibliche Geschlecht schöpferisch, muss sie sich anhören. Doch sie hat ein Ziel: Drei gute Bilder und ein Kind. Dann könne sie gehen. Keiner konnte sie davon abbringen.
Paula Modersohn-Becker lebte von 1876-1907. Ihr kurzes, intensives Leben auf Leinwand und vielleicht etwas neu interpretiert zu sehen, inspiriert. Vor allem mich, als Frau im gleichen Alter wie sie, aber in einer ganz anderen Zeit. Sie gefällt, obschon sie Ecken und Kanten hat. Zustimmung? Brauchte sie nicht. Kritik schien an ihr abzuperlen, wie der Regen auf dem Schirm. Man warf ihr vor, sie male Gesichter, die aussähen wie Kohlköpfe. Doch Paula sah die Dinge aus ihrer Sicht.
Vielleicht liegt es auch an der Schweizer Schauspielerin Carla Juri, die im Film zu Paula wird und Paula somit auch zu Carla. Juri verkörpert die Eigenwilligkeit mit Authentizität: eine Frau, die ihrer Zeit voraus war. Gleichzeitig ist «Paula» auch ein berührende Liebesgeschichte, in der das Paar um die Beziehung kämpft, gegen das Umfeld, gegen die Konventionen. Am Schluss siegt der Mut und der Wille. Heute gehört sie zu den bedeutendsten Vertreterinnen des Frühexpressionismus.
Ein Film über eine Aussenseiterin. Für alle, die Mut und Inspiration brauchen, ihren eigenen Weg zu gehen.
4 von 4 Sterne. Mein Text erschien auch im Blick am Abend vom 22.12.2016.